Die christlich-konservative Tradition verbindet sich in Programm und Unternehmenskultur zunehmend mit der Ideologie des Nationalsozialismus.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten hat zunächst nur indirekten Einfluss auf das Verlagsprogramm: Das Interesse des breiten Lesepublikums wendet sich nationalistischen, völkischen sowie antisemitischen Inhalten zu und wird mit entsprechenden Neuerscheinungen bedient. Die christlich-konservative Tradition des Hauses verbindet sich jedoch zusehends in Programm und Unternehmenskultur mit der Ideologie des Nationalsozialismus. Die Front-, Freikorps- oder Kameradschaftserfahrungen deutscher Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und der Zeit danach bescheren Bertelsmann ab 1934 hohe Auflagen. Die Mitarbeiterzahl erreicht bis 1939 mit 440 ihren vorläufigen Höhepunkt. Gewinne macht der Verlag – als größter Bücherlieferant der Wehrmacht - vor allem mit dem Verkauf von Feldpostausgaben. Sie versorgen nach Beginn des Zweiten Weltkriegs die Soldaten an der Front mit Literatur, die vom Kriegsalltag ablenken soll. Die unklaren Richtlinien für die Zensur sorgen für Verunsicherung. Bertelsmann versucht mit Selbstzensur und Anpassung durchzukommen. Trotzdem kommt es ab 1936 verstärkt zu Eingriffen in das Programm. Im theologischen Bereich werden nicht nur Schriften zensiert, die sich gegen die Bewegung der Deutschen Christen oder den Rassenhass der Nationalsozialisten wenden, sondern auch solche, die den Schulterschluss mit dem Nationalsozialismus suchen. In der belletristischen Sparte führt das Buch "Narvik. Vom Heldenkampf deutscher Zerstörer" des Autors Fritz Otto Busch (1890-1971) zu einem Aufsehen erregenden Zwist zwischen den Zensurstellen, der bis zu Hitler durchdringt. Im Herbst 1941 wird das Buch vom Markt genommen.