Bertelsmann wird zum größten Buchlieferanten für die Wehrmacht
Mit Beginn des Krieges 1939 entsteht ein neuer Buchmarkt. Der C. Bertelsmann Verlag beliefert die Wehrmacht zwischen 1939 und 1944 mit eigens produzierten Reihen: den "Bertelsmann-Feldausgaben" (ab 1939), der "Kleinen Feldpostreihe" (ab 1942) und der "Bertelsmann-Feldpostreihe" (ab 1943). Die Ausgaben entsprechen den Bedingungen des Feldes: leicht, handlich, dünn, gut zu transportieren. Die Wahl der Formate und damit der Inhalte ergibt sich aus den Eigenschaften, die für einen möglichst einfachen Versand nötig sind. So werden beispielsweise Novellen im Gegensatz zu schwergewichtigen Romanbänden bevorzugt. Die Bertelsmann-Feldpostreihe eignete sich sogar als Briefbeilage. Die Ausgaben sollen vor allem zur Erbauung der Soldaten beitragen. Unmittelbar nach Kriegsbeginn finden Erzählungen großen Anklang, die sich mit dem Kriegsgeschehen der Gegenwart befassten: "Mit Bomben und MGs über Polen" wird zum Bestseller. Mit zunehmender Kriegsdauer nimmt das Interesse an Kriegsthemen ab. Die Erzählungen sollen nun von den Sorgen des Kriegsalltages ablenken. Titel wie "Der Kumpel lacht", "Aus der fahrenden Tierwelt" oder "Geliebte Heimat" finden großen Anklang. Hinzu kommen Werke klassischer deutscher Autoren aus dem 19. Jahrhundert. Mit den Wehrmachtsausgaben erreicht C. Bertelsmann bis zu seiner Schließung 1944 eine Gesamtauflage von etwa 19 Millionen Exemplaren. Produziert wird in der eigenen Druckerei und über beauftragte Fremdfirmen u.a. im besetzten Holland und in Osteuropa, von denen einige nachweislich auch jüdische Zwangsarbeiter einsetzen. Der Verlag ist mit Abstand der größte Buchlieferant für die Wehrmacht, noch vor dem parteieigenen Franz-Eher-Verlag.